Die „Eichenmühle“ – Ein Wasserkraftwerk mitten in Kulmbach

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Wo einst die „Eichenmühle“ am Weißen Main ihren Platz hatte, erzeugt heute ein modernes Wasserkraftwerk Energie für die Kulmbacher Stadthalle. Foto: Weich

Ein weißes Gebäude mit kleinen Fenstern, nicht größer als eine Doppelgarage. Darunter fließt ruhig der Weiße Main. Von außen ist ein leises gleichförmiges Brummen zu hören. Doch nur die wenigsten Kulmbacher wissen, was sich hinter den unscheinbaren Mauern zwischen Stadthalle und Seniorenpark befindet. Seit rund 25 Jahren wird hier in einem Wasserkraftwerk Strom produziert. Die erzeugte Menge reicht aus, um die Kulmbacher Stadthalle ganzjährig mit Energie zu versorgen. Nur bei Spitzenbelastungen muss noch Strom zugekauft werden.

Schon im Jahr 1398 urkundlich erwähnt

Die „Eichenmühle“ befand sich einst am Standort des heutigen Wasserkraftwerks und gab ihm ihren Namen. Ihre Geschichte reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Bereits im Jahr 1398 wurde die Mühle nach Angaben des Kulmbacher Stadtwerke-Leiters, Stephan Pröschold, erstmals urkundlich erwähnt. Damals hieß sie noch Grefen- oder Grafenmühle. „Mühle auf dem Sand ober dem Tränktor“ war die gängige Bezeichnung in Kulmbach um das Jahr 1576. Seinerzeit wurde das Staumaß am Main durch eine Eisenplatte festgelegt. Mitte des 19. Jahrhunderts war Anton Eichenmüller Besitzer der Mühle, die im Jahr 1920 an die Kulmbacher Firma Ruckdeschel verkauft wurde.

Bis 1934 wurde in der „Eichenmühle“ ausschließlich der Mühlenbetrieb mit Wasserkraft angetrieben. Nach dem Einbau einer Schachtturbine und eines Drehstromgenerators konnte zudem auch Strom erzeugt werden. Im Jahr 1988 ging das Anwesen der Firma Ruckdeschel in den Besitz der Stadt Kulmbach über und wurde im Zuge des Stadthallenneubaus abgerissen. Seit Oktober 1992 ist das neue Wasserkraftwerk in Betrieb und produziert für die Stadthalle Energie.

Wasserkraftwerk Turbinenraum
Turbine und Generator bilden das Herzstück der „Eichenmühle“. Foto: Weich

Ausschließlich die Kraft des Wassers im Weißen Main, früher auch „Mühlkanal“ genannt, wird zur Stromproduktion genutzt. Die „Eichenmühle“ ist eines von bayernweit 4200 Wasserkraftwerken, die effektiv und umweltschonend Strom liefern.

Positiver Beitrag zur Ökobilanz

Die Nutzung der Wasserkraft verursacht praktisch keinerlei negative Auswirkungen auf die Natur und ist emissionsfrei. Durch die Aufwirbelung des Wassers im Kraftwerk gelangt zusätzlicher Sauerstoff in den Weißen Main. Das verbessert die Lebensbedingungen der darin lebenden Tiere und Pflanzen. Außerdem verwenden die Kulmbacher Stadtwerke im Betriebsraum des Kraftwerks ausschließlich biologisch abbaubare Fette und Öle. Durch die stetige automatische Wasserstandsregelung herrschen darüber hinaus gleichmäßige Wasserverhältnisse im Weißen Main. Der automatische Rechenreiniger filtert Blätter, Äste und Müll aus dem Wasser und sorgt für mehr Sauberkeit im Fluss. Ein nachahmenswerter Beitrag zur Ökobilanz.

 

 Audio-Interviews mit den Verantwortlichen des Wasserkraftwerks.

 

Weitere Links:
www.kulmbach.de
www.stadtwerke-kulmbach.de
www.wasserkraft-deutschland.de